Bodenrod – Warnamt VI

Der Warndienst war eine Einrichtungs des Zivilschutzes – also eine Vorsorgemaßnahme für den Spannungs- und Kriegsfall. Als solches unterstand er – im Gegensatz zu Einheiten des Katastrophenschutzes – dem Bund und wurde von diesem auch finanziert.Dem Warndienst kam die Aufgabe zu, die Bevölkerung bei bevorstehenden Gefahren rechtzeitig zu warnen. Hierfür wurde ein bundesweites Netz aus Sirenen aufgebaut, das heute noch vielerorts für die Alarmierung der Feuerwehr zum Einsatz kommt. Ebenfalls bestandteil des Warndienstes waren sogenannte Warnstellen. Diese waren in vielen Behörden, Polizeidienststellen und großen Betrieben vorhanden und ermöglichsten es, Durchsagen des Warndienstes über das Telefonnetz zu empfangen.
Die Sirenen und Warnstellen konnten zentral von insgesamt 10 Warnämtern ausgelöst werden. In diesen Warnämtern wurden Informationen von militärischen und zivilen Quellen zusammengeführt und ausgewertet um anschließend in den gefährdeten Gebieten zu warnen bzw. Entwarnung zu geben.
Um die Technik und das Personal der Warnämter zu schützen wurden an jedem Amt ein Bunker in der höchsten Schutzklasse S9 für ca. 200 Personen errichtet. Ausgelegt waren eingelagerte Vorräte für einen Aufenthalt von 30 Tagen.

Einen umfangreichen Artikel zum Warndienst allgemein mit vielen Informationen zum Aufbau der Bunker bietet die Seite www.geschichtsspuren.de

Das hier vorgestellte Warnamt VI in Butzbach-Bodenrod wurde in den Jahren 1959 bis 1962 errichtet und war bis 1997 in Betrieb, wobei schon ab 1992 eine Verlagerung von Aufgaben, eine Reduzierung der Mitarbeiteranzahl sowie eine schrittweise Kündigung der benötigten Kommunikationsleitungen erfolgte.
Auch in der aktiven Zeit waren außerhalb von Übungen waren nur ca. 20 hauptamtliche Kräfte für die Erhaltung von Technik und die Verwaltung zuständig. Das restliche Personal waren ehrenamtliche Kräfte. Diese wurden lediglich 2 mal zu einem realen Einsatz gebracht: 1962 erfolgte die Aktivierung für 5 Tage während der Kubakriese. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings noch die meisten Warnämter nicht fertig gestellt und man arbeitete aus provisorisch hergerichteten Räumlichkeiten.
Im April 1986 erfolgte außerdem eine Aktivierung im Rahmen des Reaktorunglücks in Tschernobyl, da der Warndienst über ein Netzwerk aus Messstellen für Strahlung verfügte und auch die Auswertung und Beurteilung von ABC-Gefahren zu seinen Aufgaben zählte.

Ich danke den Mitarbeitern des Pfadfinderzentrum Donnerskopf ganz herzlich für die Möglichkeit, den Bunker zu besichtigen.